Gierige Flächenausweisungen, ein riesiges Industriegebiet unterm Storchennest und eine gewaltige Tongrube neben der Windmühle sieht der aktuelle Entwurf des Regionalplans vor. Grund genug für die Hüllhorster Bürger*innen und Parteien aktiv zu werden. Die Zeit drängt: Nur noch bis zum 31. März sind Stellungnahmen gegen diese Pläne möglich.
Darum geht’s: Der Regionalplan OWL stellt für die nächsten 20 Jahre die Weichen für die Gemeindeentwicklung. Hüllhorst wird grob in vier Bereiche eingeteilt. In einem darf gewohnt und „nicht störend“ gearbeitet werden. Er nennt sich Allgemeiner Siedlungsbereich (ASB). Im Gewerbe- und Industriebereich (GIB) wird es schon einmal lauter in der Produktion. Als Bereich für Sicherung und Abbau oberflächennaher Bodenschätze (BSAB) werden unsere Tongruben bezeichnet. Zu guter Letzt finden sich schützenswerte Naturbereiche in den Karten. Detailliert beschrieben werden sie leider nicht. Allerdings gehört ein großer Umweltbericht in Textfassung dazu. So weit, so gut.
Nicht alles am Regionalplanentwurf ist zu kritisieren. Die Regelung, dass nicht auf der freien Wiese gebaut werden darf, sondern Anschluss an bestehende Gebäude benötigt wird, ist erstmal sinnvoll. Für die Gemeinde Hüllhorst bedeutet das, dass die Schwerpunkte künftiger Baumaßnahmen in Hüllhorst-Ort und Schnathorst liegen – und mit Pech in einem neuen Industriegebiet in Tengern.
Dort sehen wir das größte Problem. Auf freiem Feld, dort wo die Störche jedes Jahr nisten, sollen nach Regionalplan und Verwaltungsmeinung bald die Bagger rollen. Vermutlich wird das Industriegebiet nicht einmal benötigt, Anfragen gibt es jedenfalls noch keine. Auch die Stadt Löhne als Partnerin hat schon abgewunken. Große Fabriken und Hallen in unmittelbarer Nähe zum Kindergarten und Friedhof bauen zu wollen, kann auch nicht unbedingt im Interesse der Menschen vor Ort sein. Somit sagen wir: Hier nicht!
Laut Regionalplan sind große Entwicklungen für Schnathorst vorgesehen. Hier könnte nicht nur gesiedelt, sondern auch gearbeitet werden. Wir setzen uns dafür ein, dass im dortigen Industriegebiet neue „GIB“-Flächen aufgenommen werden. Denn eines ist klar: Die Hüllhorster*innen benötigen natürlich einen Platz, um ihren Traum vom Eigenheim oder der Selbstständigkeit zu erfüllen. Mit den meisten Siedlungsbereichen, die im Regionalplan stehen, sind wir grundsätzlich einverstanden.
Der Lebenstraum vom Grundbesitz darf jedoch nicht auf Kosten des Lebensraums von Menschen, Tieren und Pflanzen gehen. In der Klimakrise sind ambitionierte Ziele angesagt, doch diesmal braucht es nicht mehr als etwas Zurückhaltung. Hüllhorst darf 42ha an Gewerbe- und Wohngebiete entwickeln. In der Gemeinde sind allerdings schätzungsweise Flächen von über 80ha ausgewiesen. Das ist von der Verwaltung gewollt und soll für Flexibilität in der Planung sorgen. In der Realität könnte es eine andere Wirkung haben. Es würde Begehrlichkeiten wecken doch „auf der grünen Wiese“ und in der Nähe von Naturgebieten zu bauen. Die geplanten Baugebiete in Hüllhorst „Auf dem Esch“ und „Wiedok“ sind nicht notwendig. Das große Feld nördliche der Schnathorster Straße, unweit des Rathauses in Hüllhorst, sollte ebenfalls erhalten bleiben. Lücken können andernorts geschlossen werden. Dies gilt auch für Schnathorst, wo im Bereich der Holsener Straße kein Neubaugebiet so nah an die Natur stehen muss, wenn südlich davon viel Fläche zur Verfügung steht.
Mehr als merkwürdig ist die Planung am östlichen Rand der Gemeinde. Direkt hinter der Windmühle am Struckhof ist eine gewaltige Tongrube geplant. Selbst der Umweltbericht des Regionalplans spricht von erwartbaren „erheblichen Umweltauswirkungen.“ Jetzt ist die Chance diesen Unsinn wieder aus der Planung zu nehmen. Ein Engpass dadurch ist nicht zu erwarten, da eine recht neue Grube in Oberbauerschaft vorhanden ist.
Somit ist klar: Wir Hüllhorster*innen müssen aktiv werden! Jede Person kann eine Stellungnahme zur Bezirksregierung zu diesen Plänen online verfassen. Auf Schwächen des Regionalplans hinzuweisen ist aktiver Umweltschutz.
Wir hoffen außerdem auf die Unterstützung der Verwaltung und des Gemeinderats. Die Stellungnahme der Gemeinde Hüllhorst wird großes Gewicht bei der Überarbeitung des Regionalplans haben, denn noch ist es nicht zu spät Fehler zu vermeiden, die in der Zukunft sonst nur schwer rückgängig gemacht werden könnten. In unserem Schreiben an Bürgermeister Michael Kasche nehmen wir auf den Entwurf der Gemeinde Bezug und machen konkrete Vorschläge zur Anpassung. Damit wir weiterhin eine gute Balance zwischen Klimaschutz und Gemeindeentwicklung finden, maßvoll planen und Lebensräume erhalten können.